Inselfilme

Listicle: Sommerliche Film-Eilande

Dakota Johnson, Guadagnino, A Bigger Splash
A Bigger Splash, 2015, Luca Guadagnino

Inselfilme: Ob echt oder erfunden, Inseln bieten hervorragende Schauplätze für Filme. Es gibt Privatinseln, auf denen Milliardäre Jagd auf Schiffbrüchige machen. Magische Inseln mit Monstern. Heidnische Inseln mit einer lockeren Sexualpolitik. Inseln, auf denen Teenager einander ermorden, und Inseln, die Lust machen.

Für all jene, die nicht auf Urlaub fahren können oder bereits retour sind, haben wir sieben Filme zusammengestellt, die auf Inseln spielen und es wert sind, gestreamt zu werden.

 

The Most Dangerous Game (1932)

Richard Connells 1924er Kurzgeschichte „The Most Dangerous Game“ erzählt von einem reichen Mann, der auf einer Privatinsel zum Spaß Jagd auf Menschen macht. Es ist eines der berühmtesten „gemeinfreien“ (also kostenlos nutzbaren) Werke der westlichen Literatur. Trotz dutzender Neuinterpretationen – auch eine relativ ungeliebte mit Liam Hemsworth und Christoph Waltz ist dabei – bleibt die erste und gleichnamige Filmadaption aus dem Jahr 1932 ein Gothic-Kleinod schlechthin. Der Film erschien in der Pre-Code-Ära Hollywoods, und das bedeutet: Wir sehen u.a. einen erregten russischen Grafen, ausgestopfte Körper und die nackte Schulter von Fray Wray, die ein Jahr später auf einer anderen Insel, Skull Island, zum „Love Interest“ von King Kong wurde (das Set war das selbe).

Beide Schwarz-Weiß-Klassiker sind kostenlos auf YouTube zu sehen.

 

The Wicker Man (1973)

Dieses B-Movie-Artefakt/Musical unter der Regie von Robin Hardy ist ein Meisterwerk des Folk-Horrors und ein Gigant des britischen Kultkinos. Nach dem Verschwinden eines jungen Mädchens reist Edward Woodwards Polizist auf die schottische Insel Summerisle. Aber als der fromme Christ dort ankommt, ist er entsetzt. Die Menschen haben Sex auf Feldern und den Kindern erzählt man in der Schule von den phallischen Ursprüngen des Maibaums. Sir Christopher Lee, der den Anführer spielt, betrachtete The Wicker Man als seinen besten Film. Es gab 2006 ein gleichnamiges Remake von Neil LaBute mit Nicholas Cage in der Hauptrolle, das fast genauso kultig ist, aber aus all den falschen Gründen.

Flat auf Canal+, gegen moderates Entgelt bei diversen Streaming-Diensten und als 50th Anniversary Edition auf Disc bei StudioCanal

 

Battle Royale (2000)

Einige Jahre bevor es die Hunger-Games-Trilogie gab, gab es Battle Royale (Batoru rowaiaru). Der letzte Solo-Film des japanischen Regisseurs Kinji Fukasaku ist eine umstrittene Adaption eines ebenso umstrittenen Romans von Koushun Takami. Er zeigt uns einen Haufen Teenager, die sich zur Unterhaltung anderer auf einer fiktiven Insel gegenseitig mit Beilen, Armbrüsten, Granaten und allen möglichen anderen Waffen töten. Ein gekonntes, brutales Stück Action-Kunst und ein gesellschaftskritischer Kommentar. Quentin Tarantino nannte Battle Royale den Film, den er am liebsten selbst gedreht hätte – verständlich.

Flat bei Mubi oder gegen moderates Entgelt bei diversen Streaming-Diensten

 

Lucía y el sexo (2001)

Natürlich dreht sich auf Film-Inseln keineswegs immer alles um Mord und Totschlag. Im Gegenteil: Oft keimen dort heftige Gefühle und sinnliche Freuden auf. Obwohl Lucía y el sexo des spanischen Autors und Regisseurs Julio Medem seinem Namen alle Ehre macht, handelt es sich in erster Linie um ein romantisches Drama mit einer tragischen Geschichte, die mit einer zarten Note endet. Die bewegten Bilder von Kiko de la Rica sind malerisch und betonen die hellen und dunklen Stimmungen des Films, einschließlich der blendenden Überbelichtung auf der sonnenverwöhnten Insel. Die bezaubernde Paz Vega spielt die inselflüchtige Titelheldin.

Gegen moderates Entgelt bei Apple TV

 

 

A Bigger Splash (2015)

Die kleine italienische Insel Pantelleria liegt im südlichen Mittelmeer, zwischen Sizilien und der tunesischen Küste. Sie bietet die passende vulkanische Kulisse für Luca Guadagninos schwüles, sexuell aufgeladenes Drama A Bigger Splash, ein loses Remake von Jacques Derays großartigem Psychothriller La Piscine aus dem Jahr 1969, aber mit ganz eigenen Texturen. Wie Guadagninos andere Filme I Am Love und Call Me by Your Name ist auch dieser hier voller schöner Dinge zum Anschauen, von der Besetzung (eine stimmlose Tilda Swinton, Matthias Schoenaerts, Ralph Fiennes und Dakota Johnson) bis zur beeindruckenden Landschaft.

Flat bei Canal+ oder gegen moderates Entgelt bei diversen Streaming-Diensten

 

The Red Turtle (2016)

Anhand der scheinbar einfachen Robinson-Geschichte eines Mannes, der auf einer tropischen Insel, auf der nur Schildkröten, Krabben und Vögel leben, Schiffbruch erleidet, erzählt The Red Turtle die Meilensteine im Leben eines Menschen, der lebenslange Isolation erlebt. Und das alles ohne auch nur ein einziges Wort einer der Figuren. Die Animation des niederländischen Trickfilmregisseurs Michael Dudok de Wit ist zwar nicht ganz puristischer Ghibli, hat aber dennoch diese liebenswerte, skurrile Qualität. Es sieht aus wie ein tanzendes Aquarellgemälde.

Flat bei Mubi oder gegen moderates Entgelt bei diversen Streaming-Diensten

 

Isle of Dogs (2018)

Wes Andersons Hommage an das japanische Kino (allen voran Akira Kurosawa) ist ein hinreißender Film, auch wenn die Insel selbst „Trash Island“ genannt wird. Aber was für eine Müllkippe es ist! Dreckig und stinkend und doch irgendwie liebenswert. Dort leben nur noch Hunde, die nach einem Ausbruch der Hundegrippe aus ihrem domestizierten Leben auf eine japanische Insel verbannt wurden. Eine Rede, die Bryan Cranstons streunender Häuptling darüber hält, wie er buchstäblich in die Hand gebissen hat, die ihn fütterte, gehört zu den am besten geschriebenen und gespielten Szenen, die wir je gesehen haben.

Flat bei Disney+ oder gegen moderates Entgelt bei diversen Streaming-Diensten

 

Als Ergänzung verweisen wir noch auf einen ziemlich unterhaltsamen rezenten Inselfilm mit Ex-Bond Daniel Craig, der uns übrigens im kommenden Jahr zum dritten Mal als spleeniger Privatdetektiv Benoit Blanc erfreuen wird.

Und apropos rezent: Den hier gibt es ja auch noch.