A Merry Streaming Christmas

Unsere alternativen Streaming-Tipps für die Feiertage

Spencer, Stewart, Larraín
Spencer, 2021, Pablo Larraín

Weihnachtsfilme: Da es ermüdend sein kann, jedes Jahr die gleichen anzusehen, halten wir einige unkonventionelle Meisterwerke für die dringend benötigte Abwechslung.

 

Brazil (1985)

Terry Gilliams Science Fiction-Klassiker aus dem Jahr 1985 ist nicht per se ein Weihnachtsfilm. Das „Fest der Liebe“ lauert hier im Hintergrund. Funkelnde Weihnachtslichter hängen an Industrierohren, die sich wie Tentakel durch Räume und Flure schlängeln. Ex-Monty-Python-Mitglied Gilliam verpflanzte George Orwells „Nineteen Eighty-Four“ in ein autoritäres England und nichts bedroht den Status quo mehr als Jonathan Pryces wunderbarer Held, der seinem Herzen folgt. In Gilliams brillanter Dystopie ist das Weihnachtsspektakel politisch, ein Opiat für die Massen. Heute genauso vorausschauend wie damals.

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Eyes Wide Shut (1999)

Maskenorgien, Kinderprostitution und Drogen. Stanley Kubricks letzter Film, der auf dem erotischen Märchen des Wiener Avantgardisten Arthur Schnitzler basiert, passt vielleicht nicht in die traditionelle Klassifizierung eines Weihnachtsfilms, aber es lässt sich nicht leugnen, dass der verstorbene Filmemacher mit seiner Geschichte über die heikle Begegnung eines Mannes und seiner Frau (Tom Cruise und Nicole Kidman) mit einem Sex-Kult etwas über die Exzesse von Weihnachten zu sagen hatte. Barocker Weihnachts-Eskapismus mit Kink auf höchstem Niveau.

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Black Christmas (1974)

Ein Jahrzehnt vor seinem amerikanischen Dauerbrenner A Christmas Story drehte Bob Clark diesen viel gewichtigeren Kultklassiker, der im Grunde das Slasher-Genre mit ins Leben rief. Es ist ein eigensinniges kleines Kammerspiel über eine Gruppe von Studentinnen (u.a. gespielt von Olivia Hussey), die während der Weihnachtszeit von einem Psychokiller terrorisiert werden. Unbedingt das Original aus dem Jahr 1974 ansehen und nicht das Remake von 2006, das nichts von dem Geheimnis, der Klugheit und der Atmosphäre des Originals hat (und noch schlimmer ist das 2019er Remake). Bonus: ein äußerst irritierender, effektiver, aber wahnsinniger Schluss.

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Spencer (2021)

Alles beginnt wie ein klassischer Weihnachtsfilm: Eine Prinzessin, die einen festlichen, rot-grünen Mantel trägt, verirrt sich auf dem Weg zum Schloss. Später wird klar, wie verloren sie wirklich ist. Pablo Larraíns Dramatisierung des Lebens von Diana ist ein psychologisches Kammerdrama. Es ist auch um vieles interessanter als die neue Staffel von The Crown auf Netflix. Spencer gibt uns einen Einblick in die persönlichen Probleme von Kristen Stewarts Diana, doch zugleich ist es auch ein universeller Film: Wie fühlt es sich an, ein Weihnachtsfest mit Schwiegereltern zu verbringen, die einen nicht mögen?

Flat bei Prime Video

 

Little Women (1994)

Louisa May Alcotts klassische amerikanische Coming-of-Age-Geschichte über vier Schwestern, die während des amerikanischen Bürgerkrieges aufwachsen, kam im Laufe der Jahre öfters auf die Leinwand, zuletzt in Greta Gerwigs Version (bei Canal+). Aber fast dreißig Jahre nach dem Kinostart bleibt die Fassung der australischen Regisseurin Gillian Armstrong immer noch die beste. Dabei ist es sogar eine, die an den Geist von Weihnachten glaubt – mit viel Schnee, gemütlichen Feuern und einer festlichen Partitur von Thomas Newman. Außerdem bietet der Film ein gerade im Rückblick sehr stattliches Ensemble: Susan Sarandon, Winona Ryder, Claire Danes, Christian Bale, Eric Stoltz, Gabriel Byrne und die junge Kirsten Dunst.

Gegen moderates Entgelt bei diversen Streaming-Diensten

 

The Wizard of Oz (1939)

Dieser Klassiker ist – rein technisch gesehen – auch kein Weihnachtsfilm, zumindest was die Handlung betrifft. Doch er läuft in den USA seit den 1950ern jedes Jahr an Weihnachten im Fernsehen. Zu den Vergnügen zählen eine Reihe mitsummbarer Melodien, das spektakuläre Bühnenbild von MGM, ein süßer Hund, eine grüne Hexe, ein herzloser Blechmann, eine unsinnige Vogelscheuche, ein feiger Löwe, dazu wird die Sehnsucht nach einem Zuhause in der Ferne beschwört – eingewickelt in Judy Garlands Darbietung von „Over The Rainbow“. The Wizard of Oz ist u.a. einer der Lieblingsfilme von Kultregisseur John Waters (hier noch ein alter VHS-Trailer).

Gegen moderates Entgelt bei diversen Streaming-Diensten oder auch im Österreichischen Filmmuseum, wo man die Autorin dieser Tipps am 24. Dezember finden wird können.