The Return of Blockbuster

Sommer-Blockbuster: Dinosaurier, Superhelden, gelbe Kerlchen und Tom Cruise retten die Kinokassen.

blockbuster thor, natalie portman, chris hemsworth
Thor: Love and Thunder, 2022, Taika Waititi

Top Gun: Maverick, die Blockbuster-Fortsetzung aus dem Jahr 1986, sollte im Sommer 2020 erscheinen. Nun, wir alle wissen, was dazwischen gekommen ist. Hollywoods Modell für die Veröffentlichung von Filmen hat sich vermutlich für immer verändert. Die Menschen begannen, Filme auf ihren riesigen Flachbildgeräten zu Hause zu streamen. Doch anstatt Top Gun entweder exklusiv oder in Verbindung mit einem begrenzten Kinostart auf Paramounts Streaming-Dienst zu veröffentlichen, bestand Sturkopf Cruise in Cannes darauf, nur „Filme für die große Leinwand zu machen“.

Seine Entscheidung hat Cruise noch höher als geplant in die Stratosphäre befördert: Top Gun: Maverick hat weltweit inzwischen über eine Milliarde US-Dollar eingespielt und ist damit der bislang erfolgreichste Kinofilm des Jahres (und womöglich der erste Monsterhit der Pandemie-Ära, der keinen Superhelden enthält). Gefolgt wird Cruise Control von Doctor Strange in the Multiverse of Madness und Jurassic World: Dominion (unsere Kritik); weitere Umsatzbringer waren der Pixar-Film Lightyear und Baz Luhrmanns Elvis-Biopic (unsere Kritik). Der Juni brachte das höchste nordamerikanische Einspielergebnis seit Beginn der Pandemie im März 2020 – obwohl es etwa ein Drittel weniger Studiofilme gibt als in einem „normalen“ Sommer.

Die größte Konkurrenz fürs Kino? Natürlich die Couch. Vor vierzig Jahren etablierten Filmstudios das Modell für Sommer-Spektakel mit hohem Budget, die dann zu Franchises monetarisiert werden konnten. Heute verkörpert Stranger Things eine neue Art von Sommer-Blockbuster, und das hat nicht zuletzt mit dem Erfolg von Game of Thrones zu tun. CGI-Schlachten kann man seitdem auch zu Hause gut finden. Der Hauptkonkurrent von Top Gun war also nicht, wie sonst, ein anderer Tentpole-Film, sondern es waren die ersten sieben Folgen von Stranger Things: Staffel 4 und die ersten beiden Folgen von Obi-Wan Kenobi, die am Kino-Release-Tag von Top Gun auf Netflix und Disney+ gestartet sind. Das Erstaunliche daran: Diese Streaming-Hits standen Maverick ebenso wenig im Weg wie die letzten zwei Kapitel von Stranger Things 4 vergangenes Wochenende dem Kinostart von Minions: The Rise of Gru (dafür hat der Film mit den animierten gelben Kerlchen inzwischen andere, seltsame Schlagzeilen gemacht). Mit einem 127-Millionen-Dollar-Debüt am 4. Juli brach Minions in den USA jedenfalls Feiertagsrekorde – für die Branche ein ermutigendes Zeichen dafür, dass sich das Kino langsam aber sicher von der Pandemie erholt. „Theaters Finally Celebrate Independence from Covid“, schrieb das Branchenblatt IndieWire.

Jordan Peeles Nope (US-Start: 22. Juli) hat das Potenzial, ein weiterer Hit des Sommers zu werden, und dann ist da natürlich noch Thor: Love and Thunder, der neue Marvel-Blockbuster von Taika Waititi, der hierzulande schon dieser Tage erscheint (mehr dazu in unserer kommenden Kinovorschau).

Während der Juli 2022 Beobachter:innen zufolge mit Abstand der stärkste seit 2019 werden sollte, werden die Gewinne an der Kinokasse mit dem Ende des Sommers nachlassen. In den Spätsommermonaten gibt es in der Regel eher keine Blockbuster – zumindest nicht im Kino. Für Fans massentauglicher Filme muss das freilich kein Grund zur Traurigkeit sein, denn diese wandern dann einfach wieder ins Fernsehen ab. Die Streamer-Landschaft ist von Ende August bis Anfang September mit TV-Blockbustern übersät: angefangen bei She-Hulk: Attorney at Law, über House of the Dragon und Star Wars: Andor, bis hin zu The Rings of Power, Amazons gepriesener Milliarden-Dollar-Version von The Lord of the Rings.