Sonne und Mond

Neu im Kino KW 14

Seidl, Rimini
Rimini, 2022, Ulrich Seidl

„Rimini“ von Ulrich Seidl und „Introduction“ von Hong Sang-soo, Diagonales von Kurdwin Ayub und die Biografie einer tief aufrichtigen Künstlerin.

Der neue Shootingstar des österreichischen Kinos, wenngleich mit Ansage schon vor ein paar Jahren, heißt Kurdwin Ayub. Ihr umjubeltes Spielfilmdebüt Sonne hat ja bekanntlich die Diagonale eröffnet, ihr Produzent Ulrich Seidl ist diese Woche mit seinem Schlageraltspatzporträt Rimini am (Regelkino-)Start.

Es wirkt wie ein Generationswechsel. Im hörenswerten Podcast des ÖFI, aufgenommen am Tag nach der sowohl auf der Straße als auch im Hotelzimmer offenbar recht ausschweifenden Premierenparty in Graz, fabuliert Ayub zwar nicht entspannt, aber erfrischend offen über ihren plötzlichen Erfolg, Festivals als Parallelwelt oder die österreichische Branche. Gefragt über den österreichischen Film sagt die multitalentierte Performance-Künstlerin, die im Irak geboren, in Österreich aufgewachsen und via satirische Videodrehs zum Filmemachen gekommen ist: „Ich kenne ja nur die Leute hinter dem österreichischen Film, die sind immer b’soff’n und sudern viel“.

Neben Judith Eisler, bei der Ayub an der Wiener Angewandten studiert hat, darf nun also auch Ulrich Seidl als einer ihrer Mentor:innen gelten. Wie Veteran Seidl, dem schon fast fünfzig internationale Retrospektiven gewidmet waren, sein Publikum mit dem eigenen neuen Film quält, liest sich bei Peter Bradshaw im „Guardian“ so: „The Austrian director torments everyone, including the audience, in this grotesque tale set in the Italian resort out of season.” Rimini sei genau der Film, den man sich immer von Ulrich Seidl gewünscht hat und er sei noch besser geworden als erwartet, meint auch der frühere Jugendsender FM4. Wir belassen es dabei und vergeben den Europäischen Preis für den Besten Quälenden Film.

An dieser Stelle wäre nun für gewöhnlich der Trailer von Rimini eingebettet, der ist aber nicht jugendfrei, also wenn Sie zumindest 18 Jahre alt sind, gehen Sie doch bitte auf Youtube und achten Sie auf die ironisch beleidigten Inserts gegen Ende!

Während in der sogenannten „Wizarding World“ (Trademark, Copyright, Patent und geschützte Bezeichnung) – genauer: in Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore – mal wieder erwachsene Menschen vor der blaugrünen Wand mit Stäben herumfuchteln und „zaubern“ (© Alexandra Seitz), schlagen sich jene Prüfsteine, die Christine Nöstlinger in ihren legendären Büchern regelmäßig Volksschulkindern in die Biografie knallte, nun in der mutmaßlich hinreißenden Verfilmung Geschichten vom Franz nieder (schon am Samstag bei der Diagonale; ab 14. April regulär im Kino; hierzu wird demnächst Katharina Posch von der produzierenden Geyrhalter Film in unserem Podcast zu Gast sein).

Im sehenswerten neuen Hong Sang-soo – Introduction – reist ein junger Mann aus Südkorea nach Berlin, um seine Freundin zu überraschen. Dazu lassen wir die anlässlich der Berlinale entstandene Kritik des Kollegen Kadritzke sprechen: „Hach ja, Hong Sang-soo ist der richtige Regisseur für sozial distanzierte Zeiten, so produktiv wie er seit eh und je ist, so wenig wie er benötigt für einen Film. Selbst für Hongs Verhältnisse fühlt sich Introduction nach Sparflamme an, aber die brennt und wärmt in ihrem schönen Schwarz-Weiß nur umso besser.“

Schließlich Tove: Die schwungvoll inszenierte Künstlerbiografie von Zaida Bergroth gibt sinnstiftende Einblicke in das Leben der finnlandschwedischen Schriftstellerin, Zeichnerin, Comic-Autorin, Grafikerin, Illustratorin, Malerin und Erfinderin der Mumins Tove Jansson (1914-2001). Zumal während der Nachkriegsjahre, als die junge Frau künstlerisch wie privat auf der Suche nach ihrem eigenen Weg war. Alma Pöysti spielt Tove Jansson mit viel Zärtlichkeit und Herzenswärme und vermittelt das vielfarbige Bild einer unabhängigen, wesentlich freien und tief aufrichtigen Frau, die sich wenig bis nichts um gesellschaftliche Konventionen schert und die doch immer wieder von Skrupeln und Zweifeln geplagt wird.