Zu schön um wahr zu sein

Neu im Kino KW 50 (AT)

O'Connor, Emily
Emily, 2022, Frances O'Connor

„Ein Triumph“: Wer sich ein Kinoticket leisten kann, findet Punsch-Alternativen auf Pandora, im Häfn-Theater, mit einer Kindheitssommermelancholie oder unter den Brontë-Schwestern. 

Kurz vor Schluss des Jahres kommt noch überraschend einer der schönsten Filme des Jahres in die Kinos: Aftersun ist das Langfilmdebüt der Regisseurin Charlotte Wells und ein bestürzend guter Beitrag zum an Schönheit eh nicht armen Coming-of-Age-Genre. Überraschend, wie sich in der eigentlich recht gelösten Atmosphäre sozusagen subkutan eine Melancholie breitmacht, die sich auf Zuschauerin und Zuschauer überträgt, aber so, dass man erst nach dem Film und eventuell erst nach zweimal Drüberschlafen merkt, was da vielleicht passiert ist. Unsere Kritik zu Aftersun finden Sie hier.

Ungebrochen heiter dagegen kommt Ein Triumph daher, eine weitere Feel-Good-Komödie aus Frankreich, die an den sozialen Rändern spielt und eine Geschichte von Integration und unverhoffter Gemeinsamkeit erzählt. Hier ist es eine Gruppe von Gefängnisinsassen, die gemeinsam mit dem erfolglosen Schauspieler Etienne (Kad Merad, bekannt aus Willkommen bei den Sch’tis) eine Aufführung von Becketts Stück „Warten auf Godot“ probt. Theaterarbeit als Weg zu Mitmenschlichkeit und Solidarität. Zu schön, um wahr zu sein, aber trotzdem schön.

Ebenfalls zu schön, um wahr zu sein, sind die Landschaften in Avatar: The Way of Water. Weswegen sie auch wieder am Rechner erstellt worden sind und seltsam aseptisch wirken, bei aller Pracht. Wir haben das überraschende, weil eigentlich von niemandem außerhalb der Filmbranche mehr erwartete Sequel zum Anlass für einen Essay zum Verhältnis von Technik und Naturkitsch in den nunmehr zwei Avatar-Filmen genommen.

Schließlich ein gediegenes Frauenporträt: Die Schauspielerin Frances O’Connor hat in ihrem Regiedebüt Emily das Leben der Schriftstellerin Emily Brontë mit Emma Mackey in der Titelrolle verfilmt. Leidenschaft in Sturmlandschaften, Selbstbehauptung gegen die zeitgenössische männliche Ignoranz, eine Liebesgeschichte – alles erwartbar, aber filmisch schön gebaut (hier der Trailer).