Kinder und Senioren

Neu im Kino KW 19

El último traje
Das letzte Geschenk, 2017, Pablo Solarz

Die dieswöchigen Kinostarts in Österreich drehen sich zuvörderst um (kleine und größere) Kinder. Dazu ein scheinbar schrulliger Senior und – Nick Cave und Warren Ellis!

Das derzeit in hiesigen Kinos zu sehende Spektrum an Kinderfilmen ist insofern ein breites, als es vom Mobbinghöllenporträt Playground (hier unsere Empfehlung) bis zur gelungenen, längst überfälligen und grundsätzlich optimistischen Christine-Nöstlinger-Verfilmung Geschichten vom Franz (hier unsere Empfehlung) reicht. Nun kommen mit der minoritären österreichischen Koproduktion Glassboy und dem Umweltschützer-Familienfilm Willi und die Wunderkröte zwei weitere hinzu. In letzterem geht es, der Titel sagt es ja schon, um den deutschen Wunderwuzzi und Welterklärer Willi Weitzel, der seine Reise- und Forscherlust diesmal auf Amphibien richtet – Kinder-Publikum gewissermaßen garantiert.

Glassboy wiederum erzählt, dem Trailer nach zu urteilen eher konventionell, eine altbekannte Geschichte, die offenbar immer wieder erzählt werden muss: Ein Kind mit einem Makel (in diesem Fall ein italienisches Kind, das an der seltenen Bluterkrankheit leidet und daher vorsichtig wie Glas behandelt werden muss) fühlt sich als Last, taucht unter und muss von seinen Liebsten wiedergefunden werden, um Selbstwert zu entwickeln. Inszeniert hat das „kindgerechte“ Drama der Italiener Samuele Rossi, Titelheld Pino wird von Andrea Arru gespielt.

Abraham (Miguel Ángel Solá) lebt in Buenos Aires, ist 88 Jahre alt, Jude und war sein Leben lang Schneider. Als seine Kinder ihn ins Altersheim verfrachten wollen, findet er beim Packen seiner Sachen einen von eigener Hand gefertigten Anzug – und erinnert sich, dass es da ja noch etwas zu erledigen gilt. Den Anzug möchte Abraham nämlich jenem Freund schenken, der ihm einst gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Polen das Leben gerettet hat. Damit richtet Das letzte Geschenk (El último traje), bereits 2017 von Pablo Solarz gedreht, alles an für eine Odyssee durch Europa, im Zuge derer dem sturen Hund Abraham einige interessante Gestalten begegnen. Natürlich stammt Solarz selbst aus einer Familie jüdischer Emigrant:innen, man kann sich also denken, dass die scheinbar skurrile Geschichte einer tieferen Geschichtsverarbeitung dient.

„In time we all find out that we are not in control. We never were, we never will be.“ Wahre Worte von Nick Cave, dessen langjähriger Freund, der Regisseur Andrew Dominik, die außergewöhnlich fruchtbare Beziehung Caves mit Warren Ellis unter die Lupe genommen hat. „A joy from start to finish“, nennt IndieWire This Much I Know to Be True, aber das sehenswerte Musiker-Doppelporträt inklusive Live-Aufnahmen vom Schaffensprozess ist nicht die erste Kooperation der drei Künstler: Schon One More Time with Feeling (2016) wurde von der Kritik hymnisch bejubelt. Begonnen hat die Zusammenarbeit freilich bereits zehn Jahre früher, als Cave und Ellis den eklektischen Soundtrack zu Andrew Dominiks Western The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford (2007) beigesteuert haben. Weitere Werbung, nicht nur für Nick-Cave-Fans, erübrigt sich, wenn man den Trailer sieht.

Schließlich: Wieso es ein Remake der Stephen-King-Adaption Firestarter gebraucht hat, mit dem die Karriere der damaligen Kinderdarstellerin Drew Barrymore nach E.T. so richtig entzündet werden sollte, weiß der Himmel. Wer will schon ein Kind, das nur mit seinen Gedanken alles abfackeln kann? Die Kinoplakatgestaltung lehnt sich jedenfalls heftig ans Original an.