Außer dem neuen Paul Thomas Anderson läuft nur ein Film in den österreichischen Kinos an: „Der schönste Tag“ von Fabian Eder. Daher verlinken wir unten noch einmal auf die Starts der Vorwoche.
Im San Fernando Valley im sonnigen Kalifornien, im Sommer des Jahres 1973, ist Licorice Pizza angesiedelt: Paul Thomas Andersons – wie bei einem Filmemacher seines Kalibers zu erwarten – etwas anderer Coming-of-Age-Film. Knapp neben Hollywood ist eben auch daneben. Um den Schatten, in den das grandiose Werk den anderen in dieser Woche startenden Film zu stellen droht, nicht zu groß werden zu lassen, stellen wir ihn beiseite und widmen ihm eine Extra-Portion Aufmerksamkeit an anderem Ort.

Der schönste Tag von Fabian Eder trägt für den internationalen Verleih den (passenderen, weil nicht ironischen) Titel The Last Dialogue. Der zu wesentlichen Teilen im Zug gedrehte Dokumentarfilm erscheint anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar (dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau) und versammelt Gespräche von Zeitzeugen des Hitler-Regimes mit ihren Kindern oder Enkeln, begleitet von verschiedenen Positionen zur offiziellen Ausstellung Österreichs im Museum Auschwitz-Birkenau. Ein weiteres Strukturelement sind Bilder diverser Gedenkveranstaltungen (von Mauthausen bis zum Ulrichsbergtreffen), auch daran merkt man: Im Kern geht es um die Verantwortung der Republik, Teil eines Vernichtungsregimes gewesen zu sein. Es ist ganz offensichtlich ein Film für die Enkel-Generation, die sich nicht an den in Europa neuerlich aufkeimenden Antisemitismus als eine Art „neue Normalität“ gewöhnen soll. Niemals vergessen: Sich an diese Devise zu erinnern ist quasi virulenter denn je, zumal eine bestimmte Partei dieses Landes zwecks ihrer eigenen Konsolidierung immer noch nicht vor Verharmlosungen von Naziverbrechen zurückschreckt.
Nun kann ein Film wie Der schönste Tag nicht die Beschäftigung mit den wuchtigen Film-Monumenten eines Claude Lanzmann ersetzen – wir empfehlen neben dessen Hauptwerk Shoah immer wieder die unfassbar sehenswerte Ausgrabung Der Letzte der Ungerechten und das unglaubliche Widerstandsdokument Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr (allesamt auf DVD erhältlich bei absolut Medien). Am Ende zitiert Regisseur Fabian Eder Shoah auch direkt mit einer Zugskamerafahrt. „Oral History“-Projekte wie dieses auf Österreich fokussierte kann es gar nicht genug geben, insofern ist Der schönste Tag den Gang ins Kino wert.
Nicht über Der schönste Tag, aber mit dem Regisseur des Films gibt es übrigens ein Gespräch im filmfilter featuring 365 Podcast zu hören.
Apropos Podcast: In nämlichem Format findet sich auch ein Gespräch mit dem frischgebackenen Max Ophüls Preisträger C.B. Yi, über dessen Film Moneyboys wir u.a. bereits in der Vorwoche zum Kinostart berichtet haben.