Die letzten Amerikaner (1981)

Walter Hills „Southern Comfort“ ist formvollendetes Backwood-Paranoia-Kino – neu als Mediabook.

hill, southern comfort
Southern Comfort, 1981, Walter Hill

Die Luft in den Sümpfen von Louisiana ist dick, es ist heiß, alle schwitzen, sind unter Stress und schreien einander an. Die Bäume verdecken alles, was an Bedrohlichem im Gestrüpp auf einen warten könnte. Walter Hills 1981 erschienener Southern Comfort, der auf Deutsch unter dem allzu bedeutungsschwangeren, aber gleichfalls hübschen Titel Die letzten Amerikaner erschienen ist, schickt eine überwiegend aus Unfähigen und Labilen zusammengesetzte Einheit der Nationalgarde in den Dreck. Das Bild, das dieser durch und durch negative Film vom Soldatendasein zeigt, ist ein sehr unvorteilhaftes: Die Männer krakeelen herum, kriegen nichts auf die Reihe, sind, von zwei Ausnahmen abgesehen, übergriffig und dumm.

Bald gerät man mit den Einheimischen aneinander, Hinterwäldlern, die in den Wäldern leben, und mit dem ersten Kopfschuss stellt der Film die Verbindung zum großen Vorbild Deliverance (Beim Sterben ist jeder der Erste) her. Die Soldaten werden zu Gejagten, und Die letzten Amerikaner ist auch vierzig Jahre nach Erscheinen noch sauspannend, weil er die äußere Bedrohung mit dem inneren Zersetzungsprozess der Männergruppe kurzschließt. Alles untermalt von der überhitzten Gitarrenmusik Ry Cooders.

Das Lexikon des internationalen Films wollte in dem Film eine Parabel auf den Vietnamkrieg sehen. So weit muss man die Deutung nicht treiben (Walter Hill: „The day we had the cast read, before we went into the swamps, I told everybody, people are going to say this is about Vietnam. They can say whatever they want, but I don’t want to hear another word about it“). Aber eine präzise, psychologisch plausible Erzählung über Machtstrukturen und Dynamiken in streng hierarchisierten Gruppen und dem manischen Überschuss, der freigesetzt wird, sobald das soldatische Gefüge brüchig wird, ist der Film allemal. Und im letzten Akt ist Die letzten Amerikaner dann wirklich formvollendetes Backwoods-Paranoia-Kino.

(Mediabook mit umfangreichem Bonusmaterial, z.B. mit einem Walter-Hill-Interview und einem Buchteil, erschienen bei Turbine Medien)

 

Die letzten Amerikaner / Southern Comfort
USA 1981, Regie Walter Hill
Mit Keith Carradine, Powers Boothe, Fred Ward, Franklyn Seales
Laufzeit 106 Minuten