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Neu im Kino KW 30–31 (AT)

Hatching / Pahanhautoja, Hanna Bergholm
Hatching, 2022, Hanna Bergholm

Kleinfamilienhorror namens „Hatching“, Patriarchenprobleme – und ausgesuchte Starts ab 4. August bis hin zur Brad-Pitt-Robustheit „Bullet Train“

Dass Familien ein ungemein großes Horror-Potenzial haben, liegt in der Natur der Sache, der Kleinfamilie. Der finnische Film Hatching / Pahanhautoja holt aus dem traditionsreichen Setting so einiges raus: Die Familie ist hier eine mit Perfektionsanspruch – die Mutter (Sophia Heikkilä) wirkt als Lifestyle-Influencerin, die Tochter (Siiri Solalinna) wird zu körperlich zermürbenden Gymnastikstunden verdonnert, damit die schöne Oberfläche stimmt. Eben die wird in Hatching dann von etwas Monströsem gesprengt, und Regisseurin Hanna Bergholm zieht in ihrem Filmdebüt sehr souverän die Body-Horror-Register. Die Tochter kümmert sich um ein Riesenei, heimlich, und irgendwann schlüpft etwas, das die Verhältnisse zum Tanzen bringt und mit Gewalt an alles das erinnert, was in dieser Familie nicht sein darf, aber eigentlich eh schon immer da war.

Und wie in Hatching, nur ganz anders: Wo Perfektion herrschen soll, sind Chaos und Verwüstung meist um die Ecke. Julio Blanco (Javier Bardem) ist der Chef eines Familienunternehmens und macht auf den ersten Blick alles richtig. Die Krönung seines Wirkens soll ein von der Regierung verliehener Preis für exzellente Unternehmensführung sein. Und dann kommen die Dinge auch schon ins Rutschen. Hier unsere Kritik zu Fernando León de Aranoas schwarzer Komödie El buen patrón.

 

Im Kino ab 4. August

David Leitch war einst Stuntman, bevor er als Regisseur zum Beispiel Deadpool 2, John Wick und ein paar weitere filmische Robustheiten in die Welt gesetzt hat. Die um ihren Star herum gebaute Actionkomödie Bullet Train ist wieder ein krachiger Spaß ohne Reue, dessen Plot – fünf Auftragskiller fahren im selben Zug von Tokio nach Kyoto – vor allem eine Reihung von Anlässen für humorige Hochgeschwindigkeits-Action ist. Was auch deswegen ganz gut funktioniert, weil der Film bis in die Nebenrollen – Sandra Bullock, Aaron Taylor-Johnson, Michael Shannon – exzellent besetzt ist.

Régis Roinsards Bestseller-Verfilmung Warten auf Bojangles / En attendant Bojangles ist die Geschichte der nah am Wahnsinn gebauten Liebe von Georges (Romain Duris) und Camille (Virginie Efira), über weite Strecken erzählt aus der Perspektive ihres neunjährigen Sohnes Gary (Solan Machado-Graner). Jochen Werner hat den Film überzeugend als „manisch-depressive Antwort“ auf Die fabelhafte Welt der Amélie beschrieben: „Man spürt in diesem ersten Drittel von Warten auf Bojangles rasch, dass dieses glamouröse Dasein auf Sand gebaut ist, dass dieses Liebes- und Familienglück jenseits aller Grenzen des bürgerlichen Daseins nicht von Dauer sein kann und dass die Fallhöhe gewaltig sein wird.“ Ob Mama krank sei, fragt Gary seinen Vater. Die Antwort ist so lakonisch wie traurig: „Nicht mehr als die meisten Leute.“

Wesentlich leichter kommt Stefan Sarazins und Peter Kellers Komödie Nicht ganz koscher daher. Ein Buddy-Movie, grob in der Tradition von Ein Ticket für Zwei: Der ultraorthodoxe Jude Ben (Luzer Twersky) wird auf seiner Reise durch die Wüste aus dem Bus geworfen und von dem muslimischen Adel (Haitham Omari) aufgegabelt. Dann die genretypischen Stationen: Ablehnung, Annäherung und Selbsterkenntnis – und auf dem Weg dahin mehr oder weniger originelle Witze.

Bleibt zum Abschluss noch Guglhupfgeschwader, die achte Verfilmung der Saga um den bayerischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel). Man kann sich schon einmal darüber freuen, dass Simon Schwarz wieder mitspielt. Unsere Kritik zum Film folgt.