Robuste Filme

Neu im Kino KW 28 (AT)

the owners, tushingham, williams
The Owners, 2020, Julius Berg

Komödie mit Depardieu, „Vier Wände für Zwei“ und vier Wände für zuviele Menschen neben den Eigentümern, nämlich „The Owners“: robuste Filme gegen das Sommerloch in österreichischen Kinos.

Wie es scheint, hat Gérard Depardieu sich von Putin losgesagt. Das ist eine gute Nachricht, ändert aber wenig daran, dass der französische Brachialstar viel zu lange ein viel zu intimes Verhältnis mit dem Vorsitzenden der russischen Demokratur gepflegt hat. Die Distanzierung vom Kriegsdespoten verhilft Depardieu zu dieser Erwähnung seiner neuen Komödie Robuste im filmfilter (nicht, dass ihn eine fehlende Erwähnung jucken würde): In der Regie von Constance Meyer spielt Depardieu einen in die Jahre gekommenen, einsamen und dementsprechend grantigen Filmstar, also im Wesentlichen sich selbst („Ich sehe aus wie eine fette Kuh“), und geht den Leuten bevorzugt auf den Geist, wie also im Wesentlichen er selbst. Im Film bekommt er nun aber einen als Wrestlerin geeichten Bodyguard (Déborah Lukumuena), die sich freilich nicht sicher ist, ob ihr Jobprofil eventuell eher dem einer Babysitterin gleichkommt. Robuste kann man in der Tat frisch und lustig finden, wie z.B. die linke französische Tageszeitung L’Humanité. Es hat aber auch etwas von Beschäftigungstherapie für einen alternden, grantigen Filmstar, aufgebürstet mit einem kräftigen Zeichen Richtung Diversität.

(Der Filmladen liefert folgenden Pressetext zu Vier Wände für Zwei / El inconveniente) Sara, erfolgreiche Managerin, lebt in Sevilla und ist seit acht Jahren verheiratet. Nicht mehr an die Zukunft ihrer Ehe glaubend, macht sie sich hinter dem Rücken ihres Mannes auf die Suche nach ihren eigenen vier Wänden. Sie besichtigt eine wunderschöne Wohnung, die zwar absolut perfekt wäre, jedoch einen entscheidenden Haken hat: Sara kann erst einziehen, nachdem die derzeitige Eigentümerin Lola verstorben ist. Sara trifft sich mit Lola, die sich als wortgewandte, kettenrauchende und freigeistige Überlebende eines dreifachen Bypasses herausstellt. Eine Naturgewalt, deren Lebensfreude und Leidenschaft mit Saras eher konservativer Einstellung kollidieren. Als Sara entdeckt, dass ihr Mann sie betrügt, sucht sie Trost und Rat bei Lola, der ähnliches widerfuhr. Die beiden Frauen, die so unterschiedlich sind und doch in ihrer Einsamkeit vereint, schließen eine ungewöhnliche Freundschaft. Eine Freundschaft, die von Zuneigung und viel Humor geprägt ist und am Ende über den Pakt, den sie mit dem Wohnungskauf geschlossen haben, hinauswächst.

(Und Alexandra Seitz schreibt über das Filmhybrid The Owners) Das hatten sich die vier jungen Leute etwas einfacher vorgestellt; nämlich so: Warten, bis das alte Ehepaar das stattliche Landhaus verlässt, reingehen, Safe ausräumen, rausgehen, reich sein und auf den Putz hauen. Doch wie immer bei derart simplen Plänen geht die Chose spektakulär schief und verlassen am Ende deutlich weniger Figuren den Schauplatz lebendig als ihn zu Beginn betraten. Das haben geneigte Genrefreund:innen schon mindestens tausend Mal gesehen und da kommt es auf das tausendundeinste Mal nun auch nicht mehr an; zumal es sich bei Julius Bergs The Owners, angesiedelt in der (bald keineswegs mehr) idyllischen englischen Grafschaft Kent, um ein ganz besonders garstiges Exemplar handelt, in dem es zudem noch Rita Tushingham und Maisie Williams als Antagonistinnen ordentlich krachen lassen. Jungs spielen natürlich auch mit und zeichnen für die zügige Eskalation verantwortlich; danach geht es blutig und drastisch und hurtig weiter und schließlich wächst sich The Owners sogar noch zu einem ziemlich beeindruckenden Terror-Movie aus. Man soll sich halt nicht mit begütigend nur scheinenden Alten anlegen, die schreckliche Geheimnisse haben und Schlimmes im Schilde führen. Hätten die jungen Leute mal besser in der Schule aufgepasst und sich an diese Tafel über jenem signifikanten Eingang erinnert, auf der zu lesen steht: Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren!