Ninjababy

Neu im Kino KW 49 (AT)

schrader, she said
She Said, 2022, Maria Schrader

„She Said“: Neben „Ninjababy“ läuft Weinsteins Fall in Österreichs Kinos an. Dazu vereinzelte Vorführungen von „Nelly & Nadine“. Von Benjamin Moldenhauer und Roman Scheiber.

Die Kinowoche beginnt mit dem Film zur Bewegung, die die von Männern dominierte Kinolandschaft erschüttert hat wie eigentlich keine politische Initiative zuvor. Das Metoo-Movement berührte einen Kern des Produktionszusammenhangs, in dem Filme leider nach wie vor entstehen, trotz aller graduellen Fortschritte: die Ausbeutung weiblicher Körper vor und hinter der Kamera. Überraschenderweise hat nun die deutsche Regisseurin Maria Schrader die Geschichte der Enthüllung der nahezu systematischen Vergewaltigungen durch den Filmproduzenten Harvey Weinstein, welche die Bewegung maßgebend auf Touren brachte, verfilmt. Ihr Film basiert auf dem Buch „She said. Breaking the Sexual Harassment Story That Helped Ignite a Movement“ der New-York-Times-Journalistinnen Jodi Kantor (Zoe Kazan) und Megan Twohey (Carey Mulligan). She Said reiht sich in eine ehrenwerte Tradition der Filme um heldenhafte Journalisten ein, von Die Unbestechlichen bis Spotlight. Aber She Said traut sich auch, Leerstellen zu lassen, wo der Film es sich einfacher hätte machen können. Harvey Weinstein taucht als Figur nur kurz auf und wird ausschließlich von hinten gefilmt, eine Vergewaltigung ist – fast schon selbstverständlich in diesem Fall – nicht auf der Leinwand zu sehen.

 

She Said schafft Klarheit und weiß, was falsch und was richtig ist: Das Problem ist hier nicht, die Wahrheit zu finden, das Problem ist, sie durchzusetzen. In der bereits bei der vorigen Berlinale akklamierten Dramödie Ninjababy, frech inszeniert von der Norwegerin Yngvild Sve Flikke, herrscht dagegen Unsicherheit. Die Website 1000things.at schreibt dazu: „Basierend auf der ebenfalls norwegischen Graphic Novel, erzählt der Film die Geschichte der 23-jährigen Rakel, die mit der Zeit Veränderungen an und in ihrem Körper bemerkt. Als sie, nur um sicherzugehen, einen Schwangerschaftstest macht, stellt sich heraus, sie ist bereits im sechsten Monat. Schon vor der Schwangerschaft wusste sie nicht so wirklich, was sie mit ihrem Leben anfangen will – eine Schwangerschaft war aber definitiv nicht ihr Plan. Der Film begleitet sie dabei, wie sie sich langsam aber doch mit der Situation auseinandersetzen muss.“ Hier geht es z.B. zu den Spielzeiten und Tickets im Wr. Stadtkino.

Dazu das kaum glaubliche Dokument einer Liebe, nämlich der belgischen Opernsängerin Nelly Mousset-Vos und der chinesischen Widerstandskämpferin Nadine Hwang, die sich am Heiligen Abend 1944 als Gefangene im KZ Ravensbrück ineinander verlieben. Der Dokumentarfilm Nelly & Nadine erzählt diese Liebesgeschichte, die das Kino nicht besser erfinden könnte. Kurz vor dem Ende des Krieges werden die Frauen voneinander getrennt, finden aber wieder zusammen und verbringen den Rest ihres Lebens gemeinsam. Jahrelang halten sie ihre Liebesgeschichte geheim, sogar vor engen Familienmitgliedern. Doch zum Glück hat Nellys Enkelin Sylvie beschlossen, das lange verschlossene Privatarchiv zu öffnen.

Und noch ein Kinderfilm: Michael Krummenachers Verfilmung von Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker Der Räuber Hotzenplotz modernisiert die Geschichte, ohne dass es aufgesetzt wirken würde und reiht sich so in eine Reihe jüngerer Klassiker-Neuverfilmungen ein (Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Der junge Häuptling Winnetou). Nichts Umwerfendes, aber für einen Sonntagnachmittagskinobesuch reicht es auf jeden Fall.