Die Kinostarts der Woche sind im Vergleich zu Deutschland kümmerlich, beweisen aber, wie alles zusammenhängt: Nicht nur Benedict Cumberbatch, sondern auch der Titelheld des Dokumentarfilms „Nawalny“ befindet sich ja irgendwie im Multiverse of Madness eines seltsamen Doktors. Von Benjamin Moldenhauer und Roman Scheiber.
Doctor Strange in the Multiverse of Madness ist der seit seinen drei Spiderman-Filmen erste Ausflug von Regisseur Sam Raimi ins Marvel-Universum. Immerhin 15 Jahre hat er sich damit Zeit gelassen. Raimi, der auch dicke Studioproduktionen routiniert mit einer eigenen, sozusagen über die Maßgaben von Blockbuster-Inszenierungen hinausschießenden Handschrift versehen kann, scheint sich auch trotz Franchise-Logik und FSK-12-Altersbeschränkung wieder ausgetobt zu haben.
Eine Durchsicht der ersten Kommentare aus dem (neuerdings wegen eines illustren Käufers in die Schlagzeilen geratenen) Twitter-Multiverse lässt sich mit „the weirdest, grossest Marvel movie yet“ zusammenfassen. Kann man also auch, wenn man dem MCU ansonsten desinteressiert gegenübersteht, durchaus probieren.
Aus dem Twitter-Multiverse in das Multiverse eines wahnsinnigen Doktors bzw. in die Realität eines Dokumentarfilms, der politisch Stellung bezieht: 2020 wird der russische Oppositionelle Alexej Nawalny vergiftet. Er überlebt den Anschlag und geht zurück nach Russland, wo er heute im Gefängnis sitzt.
Nawalny hat den Kampf gegen Korruption und gegen die Regierung Putins mit russischem Nationalismus verbunden und ist einer der wirkmächtigsten Kreml-Gegner. Nun erzählt der Dokumentarfilm Nawalny erwartbarer Weise nicht mehr, als man aus der Berichterstattung zu Nawalny und vor allem zu dem Giftanschlag längst wissen könnte. Aber Regisseur Daniel Roher schneidet sein Material – Interviews und Archiv-Aufnahmen – so rasant aneinander, dass Nawalny wie ein Polit-Thriller durch die Netzhaut hämmert.
Weitere Starts, neben der Neuauflage von Biene Maja (die in ein paar Jahren immerhin ihren Fünfziger feiern wird), kommen aus Österreich: Als „Independent-Film“ kann man das Regiedebüt von Marion Mitterhammer sehen, die mit ihrem (Kamera-)Mann Hans-Günther Bücking einen Ausbruchsversuch samt Geiselnahme in der Grazer Karlau 1996 fiktionalisiert hat: Taktik hat immerhin den beliebten Tatort-Kommissar Harald Krassnitzer und u.a. Mitterhammer selbst in Hauptrollen aufzubieten.
Ebenfalls bald seinen Fünfziger feiert und bekanntlich ebenfalls gern am Tatort Graz tätig ist Michael Ostrowski, laut seinem Wikipedia-Eintrag geboren als Michael Stockinger. In Der Onkel – The Hawk, seiner nach dem Glawogger-Vermächtnis Hotel Rock’n’Roll zweiten (Ko-)Regiearbeit gibt er selbst den vermutlich so lustigen wie geschmacklosen Titelhelden. Hilde Dalik und Simon Schwarz, Gerhard Polt und Anke Engelke, Model Barbara Meier und ein paar von Ostrowskis Kindern sind auch mit von der Partie. Wer den Comedy-Profi und seinen Brachialhumor mag, kommt sicherlich auf seine Kosten.