Der neue David O. Russell, der nächste schwarze Panther, das Licht des Teufels und mehr: neu in deutschen Kinos.
Amsterdam will sehr viel, wie eigentlich alle Filme von David O. Russell. Unter anderem wollen diese Filme, obwohl sie so viel wollen, mit Leichtigkeit daherkommen. Dass Russell die Filme von Ernst Lubitsch und Billy Wilder mag, ist spürbar, auch wenn diese Verbindung immer wieder hinter verschlungenen, Haken schlagenden Plots, komplizierten Volten und mehreren Ironie-Layern verschwindet. Am schönsten kann man diese Spannung aus Screwball-Leichtigkeit und Komplexität an Silver Linings und I Heart Huckabees nachvollziehen. Im ersten Fall dominiert der eine Pol, im anderen Fall der andere. Mit seinem neuen Film Amsterdam scheint es Russell nun in den Augen einiger Kritiker:innen überreizt zu haben: zu wirr, zu ambitioniert, zu chaotisch sei die Geschichte um einen Arzt (Christian Bale), einen Anwalt (John David Washington) und eine Krankenschwester, die in ein Mordkomplott und dann in einen faschistischen Putschversuch in den USA der Dreißigerjahre hineingeraten. Das Aufgebot an schauspielerischen Unikaten, das Russell auffährt, ist beeindruckend: Michael Shannon, Timothy Olyphant, Rami Malek, Robert De Niro. Und Mike Myers. Mag ja sein, dass Amsterdam überwiegend verrissen wurde (und in den USA schlecht gestartet ist, weshalb er z.B. in Österreich gar nicht erst ins Kino kommt). Aber ein Film, der sich an seinen eigenen Ambitionen verhebt, ist in der Regel interessanter als das meiste, was auf Nummer sicher geht.
Zum Beispiel interessanter als Black Panther 2: Wakanda Forever. Der erste Teil hat als erster Blockbuster mit einem schwarzen Superhelden eine immense soziale und filmhistorische Bedeutung, war als Film aber ähnlich fad wie der Großteil dessen, was in den vergangenen Jahren im Marvel-Universum produziert wurde. Das Sequel besetzt die Titelrolle, die im ersten Black Panther vom 2020 verstorbenen Chadwick Boseman gespielt wurde, nicht neu, sondern lässt den König sterben und tot bleiben. Sein Reich wird nach seinem Ableben angegriffen, viel Gelegenheit für CGI-Action und Gedöns und nach fast drei Stunden ist wieder Ruhe.
Wir bleiben im Spektakelkino: The Devil’s Light ist nach The Last Exorcism ein weiterer Film zum Themenkomplex Exorzismus von Daniel Stamm. Und The Last Exorcism war gar nicht schlecht, sondern eigentlich – als Film, der sehr effektiv und clever mit der Mockumentary- und Found-Footage-Ästhetik umgeht – sogar sehr gelungen. Das Horrorfilmrad wird auch hier nicht neu erfunden, aber zielorientierte, Jumpscare-lastige Dämonie kann man auch hier wieder erwarten.
Es wird ernst: Wir sind dann wohl die Angehörigen basiert auf dem gleichnamigen Buch Johannes Scherers, in dem er die Entführung seines Vaters Jan-Philipp Reemtsma aus der Sicht des 13-jährigen Sohne schildert, der er damals war. Der Regisseur des Films ist Hans-Christian Schmid, und damit ist eigentlich schon klar, dass Wir sind dann wohl die Angehörigen ohne True-Crime-Klischees auskommt. Stattdessen beobachtet die Kamera die Dynamiken zwischen Mutter, Sohn, den Freunden, die der Familie helfen wollen, und der Polizei, die an zentralen Punkten schrecklich dämlich agiert und eben auch eine andere Agenda fährt, als sie offenlegt: die Täter fassen, während Mutter und Sohn den Entführten nur wieder bei sich haben wollen. Der Blick auf das Geschehen in Schmids Filmen ist immer ein ruhiger, präziser, der aber dadurch, dass er sich nicht abwendet, auch eine gewisse Unerbittlichkeit spüren lässt.
Ebenfalls sehr genau erzählt ist Olga Grjasnowas Roman Der Russe ist einer, der Birken liebt. Hauptfigur ist Mascha (großartig: Aylin Tezel), die aus Aserbaidschan nach Deutschland emigriert ist – aus der Perspektive ihrer jüdischen Familie ins Land der Täter. Die anfängliche Sprachlosigkeit hat in Pola Schirin Becks Filmadaption bald ein Ende, Mascha spricht mehrere Sprachen und bereist Moskau, Brüssel, Wien und Israel. Es geht um die Suche von Menschen, die in vielerlei Hinsicht keine Grenzen kennen und diese Grenzenlosigkeit schätzen und genießen, nach einem Ort in der Welt, der nichts Flüchtiges mehr hat (hier geht‘s zum Trailer).
Der Kinderfilm der Woche ist nicht umwerfend, aber gerade für Jüngere ein großer Spaß. 16 Jahre nach Hui Buh – Das Schlossgespenst kommt die Fortsetzung Hui Buh und das Hexenschloss in die Kinos. Ein bisschen weniger juxig und mit ein paar für Sechsjährige sicherlich gruseligen Effekten, hat das Sequel seine Tonalität geändert und orientiert sich nun eher am Harry-Potter-Universum als an der Hörspielvorlage.