Menschen, allesamt zerquält: Gute anderthalb Stunden kann man den Figuren in Louder Than Bombs dabei zuschauen, wie sie nach dem Tod eines geliebten und, wie man so sagt, schwierigen Menschen weiterleben. Die Kriegsfotografin Isabelle (Isabelle Huppert) kommt bei einem Autounfall zu Tode, sie hinterlässt einen still bedrückten Mann (Gabriel Byrne) und zwei Söhne (Jesse Eisenberg und Devin Druid). Die Stimmung ist schwer. Was an potenziellem Glück aufscheint – eine Geburt, die zarte Annäherung an eine Klassenkameradin, eine neue Verliebtheit –, läuft eigentlich ins Leere. Und während es läuft, hat Gabriel Byrne sehr viel Gelegenheit, die Stirnfalten zu zeigen.
Die Versuche, mit dem Verlust zu leben und ihn zu irgendwie zu verarbeiten, sind unterschiedlich (mit einer Affäre, mit Texten oder indem eine Retrospektive der Bilder der Verstorbenen vorbereitet wird). Regisseur Joachim Trier organisiert diese Versuche in einer nicht durchgängig konsistenten Montage von signifikanten Momenten, Erinnerungen, Phantasien und Beziehungsbildern. Mit vielen Zeitsprüngen und Perspektivwechseln.
Wegen seiner Kompliziertheit, die zumindest für den Plot nicht nötig wäre, wirkt Louder Than Bombs manchmal vielleicht fragmentarisch oder auch unausgearbeitet. Man kann aber, gerade bei einem Filmemacher, der sich seiner Mittel und Möglichkeiten von Anfang seiner Karriere an so sicher war wie Trier, zumindest mal vermuten, dass es auch genau so sein soll. Ein Realismus zweiter Ordnung: Natürlich gibt es nach dem Tod eines Menschen keine Katharsis, keinen Abschluss und keinen Neustart. Stattdessen bricht Louder Than Bombs einfach irgendwann ab. Und lässt einen mit einigen filmisch beeindruckenden Bildern und wunderbar geschriebenen Voice-over-Texten zurück. Leicht unzufrieden, vielleicht, weil, wie gesagt, zu einem Ende geführt wird hier nichts. (Zu Triers Der schlimmste Mensch der Welt hier.)
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Louder Than Bombs
NO/FR/DK 2015, Regie Joachim Trier
Mit Gabriel Byrne, Jesse Eisenberg, Devin Druid, Isabelle Huppert
Laufzeit 105 Minuten