Zum Frauentag

„Die Dohnal“ (2019) von Sabine Derflinger und „Die Unbeugsamen“ (2021) von Torsten Körner

Die Dohnal, 2019, Sabine Derflinger

„Aus taktischen Gründen leise zu treten, hat sich noch immer als Fehler erwiesen.“ So lautet einer der berühmten, kämpferischen Sätze von Johanna Dohnal, die als „die Dohnal“ in die Emanzipationsgeschichte und in die Annalen der Frauenpolitik einging. Sabine Derflinger lässt die ikonische SPÖ-Pionierin in ihrem folgerichtig Die Dohnal betitelten Dokumentar-Porträt mit Hilfe von Archivmaterial und Erinnerungen von Zeitgenoss:innen lebendig werden. 1939 in Wien als uneheliches Kind geboren, hatte Johanna Dohnal es zu Beginn ihres Lebens des Öfteren recht schwer und machte es sich auch später als erfolgreiche Politikerin nicht leicht. Sie wusste, wovon sie sprach und worum es dabei ging, wenn sie die Gleichberechtigung von Frau und Mann als unabdingbare Voraussetzung einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft forderte. Wohlgemerkt zu einer Zeit – und das führen einem die vielfach zum Einsatz kommenden Ausschnitte aus ORF-Frauenmagazinen und Diskussionssendungen der 1970er und 1980er Jahre eindrücklich vor Augen –, in der beispielsweise der Vorschlag einer Elternzeit auch für Väter noch auf blankes Unverständnis stieß.

„Politik ist eine viel zu ernste Sache, um sie allein den Männern zu überlassen.“ Das sagte dereinst Käte Strobel, von 1966-1972 Bundesministerin für Gesundheitswesen respektive Jugend, Familie und Gesundheit der BRD. Sie war eine jener tapferen Politikerinnen der Bonner Republik, denen Torsten Körner seinen adäquat betitelten Dokumentarfilm Die Unbeugsamen widmet. Denn erbittert mussten sie kämpfen um Rederecht, Beteiligung an der Macht, Selbstbestimmung; und nicht selten machte mann sich über sie lustig oder hörte gar nicht erst zu. Es war also wie heute, nur noch viel schlimmer. Mit seiner gekonnten Montage aus historischem Material, aktuellen Interviews und sanft ironischen Querschlägern ist Die Unbeugsamen ein außerordentlich mitreißender Dokumentarfilm; er ist unterhaltsam, lehrreich, aufrüttelnd, amüsant, erschreckend, erstaunlich, ohne je überheblich, pampig oder didaktisch zu werden.

Doch Die Dohnal und Die Unbeugsamen sind nicht nur gelungene Beiträge zur feministischen Historiografie. Sie sind vor allem auch als Weckruf bitter nötig, der uns daran erinnert, dass angesichts der populistischen Dumpfbackenmachos, die allerorten nach emanzipatorischen Errungenschaften greifen, auch nicht der geringste Anlass besteht, sich entspannt zurückzulehnen.

 

(„Die Dohnal“ ist flat auf dafilms.com, gegen moderates Entgelt z.B. im KINO VOD CLUB oder auf Apple TV bzw. auf Disc bei Hoanzl oder eksystent erhältlich.)

(„Die Unbeugsamen“ gibt es gegen moderates Entgelt u.a. bei Chili, auf Prime Video oder im Sky Store bzw. auf Disc bei Majestic/Universal. Und am Internationalen Frauentag in vielen deutschen Kinos.)