Soylent Green (1973)

Deutscher Titel: „Jahr 2022... die überleben wollen“

Soylent Green, 1973, Richard Fleischer

Eine der ersten „Öko-Dystopien“ der Filmgeschichte war eine schaurige. New York, 2022: Eine kleine abgeschottete Elite kann sich noch echte Nahrungsmittel leisten, der Rest der mit 40 Millionen Menschen rettungslos überfüllten Stadt ernährt sich mit den Titel gebenden, synthetisch hergestellten Tabs, über deren Provenienz es bloß Gerüchte gibt. Charlton Heston (fünf Jahre zuvor Entdecker des Planets der Affen), spielt hier einen Cop, der den Mord an einem Wirtschaftsboss aufklären soll. Was er stattdessen über Soylent Green herausfindet, deutet bei genauem Hinsehen schon das Original-Kinoplakat an. Von Richard Fleischer noiresk spannend in Szene gesetzt, wird Soylent Green zu einer detektivischen Reise durch gesellschaftsdystopische Untiefen: Menschen-, vor allem Frauenverachtung und, zentral, Bio-Macht und Bevölkerungssteuerung im Sinne Michel Foucaults. Der große Edward G. Robinson bekam eine berührende Sterbeszene und posthum einen Lebenswerk-Oscar zugesprochen.

Ein Jahr nach Erscheinen der Studie „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome (des dadurch populär gewordenen globalen Zukunftsexpertenvereins) mutete Fleischers Film wie der drastisch-düstere, in gedämpften Farben entworfene Bilderbogen dazu an: Überbevölkerung, Treibhauseffekt und Umweltverschmutzung haben aus dem Planeten ein Tollhaus gemacht, in dem hart um Wasser und Wohnraum gekämpft wird und der Begriff Recycling eine ganz eigene Note erhält. Soylent Green auf großer Leinwand zu sehen (an Stellen passender Weise in grindigem Grünstich, im Östereichischen Filmmuseum), war ein Erlebnis.

Die dystopische Wirkung entfaltet sich auch am kleinen Schirm, dennoch schlägt der filmfilter vor: Fridays for Future sollten, getreu dem deutschen Titel Jahr 2022… die überleben wollen, in diesem Jahr einen Soylent Green-Kinofreitag ins Leben rufen (FSK 16). Weil viel plastischer geht es nicht.

(Gegen moderates Entgelt auf Disc bei Universal Pictures bzw. im Stream bei Prime Video oder anderen Streamern verfügbar.)

 

Soylent Green
USA 1973, Regie Richard Fleischer
Mit Charlton Heston, Leigh Taylor-Young, Chuck Connors, Joseph Cotton, Edward G. Robinson
Laufzeit 97 Minuten