Knives Out (2019)

Exquisites Erbstück aus der Abteilung „Whodunit“ – auf Netflix

Knives Out, Craig, de Armas
Knives Out, 2019, Rian Johnson

In Whodunit-Filmen schwingen Meta-Ebene und Selbstironie zwangsläufig mit, mal mehr, mal weniger sanft. Das Rätsel ist, auch wenn es sich plausibel lösen lässt und keine Logiklücken enthält, ohne Zweifel konstruiert. Und wo man die Gemachtheit spürt, ist die Selbstironie prinzipiell nicht weit. Das Schönste an dem wirklich formvollendeten Film Knives Out ist, mit welcher Leichtigkeit er die Balance zwischen Augenzwinkern und ernstem Krimi-Plot hält.

Das Setting ist so klassisch, dass es – mit ein paar Film-Jahrzehnten mit Miss Marple und Sherlock Holmes und der endgültigen Genre-Veralberung Eine Leiche zum Dessert im Rücken – schon fast den Charakter einer Versuchsanordnung bekommt: Wie überzeugend kann man heute noch eine Geschichte erzählen, die damit beginnt, dass eine, sagen wir mal, sehr konfliktlastige Erbengemeinschaft in einem alten britischen Herrenhaus zu einer Feier zusammenkommt und das Familienoberhaupt, der erfolgreicher und schwerreicher Krimiautor ist, stirbt? Was zuerst wie ein Selbstmord aussieht, aber keiner ist, oder eigentlich irgendwie doch, aber anders als man denkt. Mittendrin natürlich ein mysteriöser, aber rustikal auftretender Privatdetektiv, gespielt von Daniel Craig. Die Antwort, die Regisseur Rian Johnson mit Skript und Inszenierung von Knives Out formuliert, ist: sehr überzeugend.

Der Film ist so gebaut, dass man als Zuschauer:in ständig angehalten ist zu prüfen, was man weiß, was die Figuren wissen und worauf das alles zulaufen könnte. Dass man da mit Begeisterung mitmacht, liegt daran, dass alle – also alle Figuren –, bei allem Spaß, den Johnson mit Stereotypen hat, so auftreten, dass man sich für sie und ihre Verfehlungen und all ihre möglichen Verbrechen tatsächlich interessiert. Was wiederum daran liegt, dass ausnahmslos alle Schauspieler:innen hier nicht nur mit Virtuosität, sondern auch mit großem Spaß zu Werke gegangen sind – allen voran Jamie Lee Curtis als verhärtete Autorentochter und Chris Evans als unglaublich arschlochhafter Enkel; aber eigentlich kann man da kaum Unterschiede machen in diesem Fall: Don Johnson, Christopher Plummer, Toni Collette und natürlich Craig – alle toll.

Und am Ende löst sich dann alles zu allem Überfluss auch noch in einem schon sagenhaft gut geschriebenen Finale auf. (Es gibt übrigens schon den Teaser zum nächsten Puzzle, das in Griechenland zusammengestückelt werden will.)

 

Knives Out
USA 2019, Buch & Regie Rian Johnson
Mit Daniel Craig, Ana de Armas, Chris Evans, Michael Shannon, Don Johnson, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jamie Lee Curtis, Christopher Plummer, Toni Collette
Laufzeit 130 Minuten