Heavenly Creatures (1994)

Peter Jacksons „Teenage True Crime“-Sensation mit den Debütantinnen Kate Winslet und Melanie Lynskey – auf Mubi

Jackson, Walsh, Heavenly Creatures
Heavenly Creatures, 1994, Peter Jackson

Einer der Filme, die mich in meinen jungen Jahren am stärksten beeindruckt haben, ist Peter Jacksons Heavenly Creatures. Den Film gibt es jetzt im Stream auf MUBI, ich hab ihn mir nicht wieder angeschaut und werde das auch nicht tun. Die Erinnerung an die Erschütterung ist mir zu wichtig, und das Wiedersehen nimmt meist eher was vom Zauber anstatt etwas hinzufügen zu können; außer halt eine nüchternere Wahrnehmung, die mitgeprägt wurde von den, ich weiß nicht, zweitausend Filmen, die ich danach noch gesehen habe. Heavenly Creatures, in meiner Erinnerung: grelle Farben, verfremdende, aufdringliche Kameraperspektiven gerade auf die Gesichter, Teenie-Libido, eine auf einer Ebene heitere Stimmung, die den Aufbruch und das Gefühl der Unbedingtheit in der Adoleszenz hier unterfüttert. Die Enge ist stark ausgeprägt, aber von den Bildern nicht dämonisiert (wie Jackson sich überhaupt jeder moralischen Wertung konsequent enthält). Auf einer anderen Ebene regiert in Heavenly Creatures dann auch ein radikales Grauen. Zwei Freundinnen (Melanie Lynskey und Kate Winslet, beide in ihrer jeweils ersten Kinorolle) sind unzufrieden mit der kleinbürgerlichen Welt und der Zwangsheterosexualität um sie herum und brechen aus. Erst in die Träume, dann soll wirklich alles eingerissen werden.

Die Mordszene am Ende gehört in meiner Erinnerung zum Gewaltvollsten, was mir vorher und seitdem an Bildern untergekommen ist. Wieder zwei Ebenen, die einander durchdringen: Auf einer ersten ist die Inszenierung unheimlich drastisch, auf einer imaginären addiert man das eigentliche Grauen hinzu, ob man will oder nicht. Der Stein kommt für das Opfer aus dem Nichts, und man möchte nicht daran denken, was es in den letzten Sekunden gesehen hat, als es realisiert hat, wer sein Mörder ist. Kann aber nicht anders. Dass Peter Jackson zwei Jahre vor dem krassen und zugleich zärtlichen und subtilen Heavenly Creatures den auf eine ganz andere Weise tollen Braindead in die Welt gesetzt hat, ist immer noch sehr erstaunlich (sein Partner in Script-Crime ist übrigens seit 1987 Ehefrau Fran Walsh).

 

Heavenly Creatures
Neuseeland / Deutschland 1994, Regie Peter Jackson
Mit Melanie Lynskey, Kate Winslet, Sarah Peirse
Laufzeit 108 Minuten