Vielen Filmen, die im Wesentlichen davon handeln, dass Menschen in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Rauschmittel in sich reinkippen, gelingt es nicht, den Rausch anders als standardisiert darzustellen. Mal eine verzerrte Kameraperspektive, irgendwas wackelt oder schwankt. Terry Gilliams Verfilmung von Hunter S. Thompsons Gonzo-Journalisten-Bibel Fear and Loathing in Las Vegas treibt den Filmrausch ein paar Ecken weiter. Die Bilder haben hier etwas wirklich bizarr Verspultes, machen Spaß und übertragen sich in ihrer Exzesshaftigkeit auf Zuschauerin und Zuschauer.
Ein Roadmovie under the influence: Raoul Duke (das Alter Ego von Hunter S. Thompson, manisch gespielt von Johnny Depp) und sein Anwalt Dr. Gonzo fahren durch die Wüste von Nevada, besuchen ein Offroad-Rennen, zerlegen ein Hotelzimmer, halluzinieren fast unterbrochen, zerstreiten sich, dann geht es weiter. Fear and Loathing in Las Vegas hat auch ein Vierteljahrhundert nach der Premiere nicht viel von seinem Zauber verloren. Sondern wirkt immer noch. Vielleicht auch, weil der ganze Wahnsinn nichts Selbstzweckhaftes hat, sondern ein durchaus melancholischer Abgesang auf die Gegenkultur der Sechzigerjahre ist, erzählt aus der Perspektive des Jahres 1971. Der Rausch kippt am Ende ins latent Gewalttätige, das hier nicht mehr einfach der repressiven Normalität zugeschlagen wird, sondern von Dr. Gonzo selbst ausgeht. Einer der besten Filme über die Sechziger Jahre beziehungsweise über ihr Ende.
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Fear and Loathing in Las Vegas
USA 1998, Regie Terry Gilliam
Mit Johnny Depp, Benicio del Toro, Ellen Barkin, Christina Ricci
Laufzeit 118 Minuten