Dragged Across Concrete (2018)

Betonharter Neo-Noir mit Mel Gibson und Vince Vaughn

Das einzig Lustige an diesem Film ist, dass er für die Goldene Himbeere in der Kategorie „Worst Reckless Disregard for Human Life and Public Property“ nominiert war. Sein Titel Dragged Across Concrete hat verschiedene Bedeutungen, vor allem aber beschreibt er das Gefühl, dass der Zuschauer beim Abspann hat: einmal für zweieinhalb Stunden über den Beton gezogen.

S. Craig Zahler baut seinen tiefschwarzen Neo-Noir ganz langsam auf, und die Zeit, die er sich in der ersten Hälfte nimmt, bereitet die Durchschlagskraft der zweiten vor. In dieser Hinsicht schließt Dragged Across Concrete an Zahlers Debüt Bone Tomahawk an, auch das ein Film, der die Zuschauerin sozusagen am Kragen packt und mit ihr dann resolut den Boden wischt.

Zwei Cops (Mel Gibson und Vince Vaughn) wollen raus aus dem Elend und haben gute Gründe (unterbezahlt, Frau krank, Kind in Gefahr), und auch der Plan ist stimmig. Die Idee: einen Gangster observieren und dann ausnehmen. Ein Verbrechen ohne Opfer. Leider entpuppt sich, was sie für einen Drogendeal halten, als Banküberfall, alles geht schief und am Ende sitzen alle in der Scheiße. Bis auf einen. Das Finale ist als langer, sehr langer Shootout in statischen Bildern inszeniert und bezieht seine Spannung gerade aus der zermürbenden Langsamkeit. Bis dahin sitzen Mel Gibson und Vince Vaughn eine gefühlte Ewigkeit in einem Auto und starren auf ein Haus (es passiert dann eigentlich doch recht viel, im Rückblick, es fällt einem beim Sehen nur nicht so auf).

Die Dialoge sind durchweg toll, alles immer auf den Punkt und aufs Nötige reduziert, Zahler kennt die Hardboiled-Tradition offenbar in- und auswendig. Und die Gewalt ist hier wirklich gnadenlos. Man weiß nur nicht so recht, was sich hinter der Härte in diesem Fall verbirgt, wenn überhaupt etwas – Zynismus (dafür kommt dieser Film seinen Figuren allerdings zu nahe; auch der einen, die er nur sorgfältig ins Geschehen einführt, um sie unvermittelt sterben zu lassen) oder verzweifelter Humanismus (dazu hat dieser Film wiederum zu viel Freude daran, sie zu zerlegen). Am Ende ist es egal, denn was man mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Dragged Across Concrete den Zuschauer mit all dem komplett allein und einem also die Wahl lässt.

(Flat in AT auf UPC TV bzw. in DE auf Starzplay bzw. gegen geringes Entgelt auf diversen Plattformen. Oder auf Disc.)

 

Dragged Across Concrete
USA 2018, Regie S. Craig Zahler
Mit Mel Gibson, Vince Vaughn, Tory Kittles, Jennifer Carpenter, Michael Jai White, Don Johnson
Laufzeit 158 Minuten