Blue Sunshine (1977)

Kulthorror von Jeff Lieberman, restauriert auf Blu-ray

Deborah Winters in Blue Sunshine

Horror und Comedy seien für ihn eigentlich dasselbe, hat Regisseur Jeff Lieberman erklärt. Und Blue Sunshine sei kein Anti-Drogenfilm. Wobei der Plot eigentlich eindeutig ist: In Stanford ging in den Sechzigern LSD mit dem Namen „blue sunshine“ um. In der Gegenwart des Films, zehn Jahre später, fallen den Usern von damals die Haare aus, sie ticken umfassend aus und attackieren glatzköpfig ihre Mitmenschen. Insbesondere Instanzen der gesellschaftlichen Normalität scheinen von der Gegenkultur sozusagen infiziert worden zu sein: Politik, Polizei, Babysitter. Eine Drogenparanoia, dermaßen klischiert, dass sie ins Parodistische kippt.

Blue Sunshine kreiert einige schön-schreckliche befremdliche Bilder. Dazwischen leiert das Geschehen auf ebenfalls irritierende, aber auch zähe Weise aus. Der spätere Bumsfilmregisseur Zalman King, „der hier aussieht wie Sean Penn nach einer Wurmkur“ (Hasko Baumann), spielt einen unschuldig Verdächtigten und ermittelt in der Gegend herum. Es endet in einer inszenatorisch vielleicht bewusst vergeigten Anti-Klimax, und der Eindruck drängt sich auf, dass Lieberman sich unter anderem über das Genre, Suspense generell und nicht zuletzt das Studio, das ihm den ganzen Spaß finanziert hat, lustig machen wollte.

Überhaupt ist schwer zu sagen, was von den Beteiligten gewollt und was ihnen unterlaufen ist. So oder so aber sind in Blue Sunshine einige Momente zu finden, die sich im Verbund mit der weirden Atmosphäre einbrennen. Jeff Lieberman wird in den Texten zum modernen US-Horrorfilm und seinen Regisseuren (George A. Romero, Wes Craven, Tobe Hooper und so weiter) meist vergessen, gehört aber ohne Zweifel in diese Reihe. Als Eigensinniger unter Eigensinnigen.

(4K-restauriert als UHD/BD-Mediabook exklusiv bei Camera Obscura.)

 

Blue Sunshine
USA 1977, Regie Jeff Lieberman
Mit Zalman King, Deborah Winters, Mark Goddard, Robert Walden
Laufzeit 94 Minuten