American Sniper (2014)

Exemplarisches Heldenstück von Clint Eastwood – auf Netflix

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American Sniper, 2014, Clint Eastwood

Im Alter von bald 93 Jahren steht Clinton Eastwood Junior immer noch vor und hinter der Kamera. Weil sein jüngster Film Cry Macho etwas antiquiert und sentimental erscheint, empfehlen wir noch einmal American Sniper, ein (Anti-)Heldenstück unseres liebsten roten Veteranen. Wobei wir – Stichwort sentimental – auch Sully empfehlen könnten, oder – Stichwort antiquiert – z.B. The Mule; die zählen zu den besseren Filmen in Clint Eastwoods durchwachsenem Œuvre seit seiner Großtat Gran Torino (2008).

Zwei Jahre vor dem Erscheinen von American Sniper war Eastwood mit seinem merkwürdigen und inzwischen legendären Auftritt mit einem leeren Stuhl auf dem Republikanischen Parteitag 2012 und seinen berühmten Worten „Wir leben in einer Pussy-Generation“ endgültig in John Waynes Stiefel getreten – als der offen Konservativste im blauen Hollywood.

Der Filmemacher und Schauspieler hat sich schon immer vor und hinter der Kamera in moralisch trüben Gewässern bewegt. Das macht ihn so spannend, auch im Spätherbst seines Schaffens. Einer der Filme, die das eindrucksvoll belegen, ist eben American Sniper; die Geschichte des von Bradley Cooper gespielten Soldaten, der daheim bei Frau und Kindern den Krieg nicht hinter sich lassen kann, traf eindeutig einen Nerv in der amerikanischen Psyche.

Der Film über den treffsichersten Scharfschützen in der US-Militärgeschichte ermöglichte es Eastwood, zum wiederholten Mal zu untersuchen, was inzwischen als sein Hauptthema angesehen werden kann: Heldentum ist eine schwere Last und Kulturhelden entstehen nicht aus dem Äther. Wir machen sie dazu (siehe auch Flags of Our Fathers, 2006) und bei genauer Betrachtung sind sie so gar nicht heldenhaft. Oder sie sind heldenhafter als gedacht, wie im Fall von Richard Jewell (2019). Dementsprechend ist auch American Sniper, entgegen anderslautender Meinungen, alles andere als ein simpler Film.

 

American Sniper
USA 2014, Regie Clint Eastwood Drehbuch Jason Hall, basierend auf dem Buch von Chris Kyle
Mit Bradley Cooper, Sienna Miller, Kyle Gallner
Laufzeit 131 Minuten