Komische Liebeserklärung

Zombie-Meta-Remake: „Final Cut of the Dead“ – im Kino

hazanavicius, final cut of the dead
Final Cut of the Dead, 2022, Michel Hazanavicius

„Final Cut of the Dead“: gutgelaunte japanische Spielerei mit dem Zombie-Genre, in gutgelaunter französischer Bearbeitung von Oscar-Preisträger Michel Hazanavicius.

Remakes laden zwangsläufig zum Vergleich mit dem Original ein. Und Filme über Filme können furchtbar anstrengend sein. Der Regisseur Michel Hazanavicius bemüht sich in seinem Meta-Kino mit einer auch schon wieder spürbaren, naja, Anstrengung darum, seine Reflexionen der Geschichte seines Mediums leicht und schwebend zu machen. Und komisch. Nach seiner Hommage an die Stummfilm-Ära The Artist, die als Kritikerfilm wie auch als Crowdpleaser gleichermaßen gut funktionierte, und seinem besten Film, der liebevollen Godard-Verarsche Godard Mon Amour, hat Hazanavicius jetzt einen Zombiefilm gedreht.

Jetzt ist das Zombie-Genre an sich schon eine zitat- und anspielungsreiche Angelegenheit und darin, also in der juxverliebten Dauerironie (die sich spätestens seit Shaun of the Dead breitgemacht hat) etwas erschöpfend. Erst recht, wenn die Vorlage für das Remake eine ist, die selbst schon als gutgelaunte Meta-Spielerei konstruiert wurde. Der Reihe nach: 2017 erschien der japanische Film One Cut of the Dead, der von den Dreharbeiten am Set eines offenbar eher kostengünstig produzierten Zombiefilms handelt. One Cut of the Dead beginnt mit einer fast halbstündigen Plansequenz, und kurz bevor man abschalten will, weil man denkt, das Gehampel und Durcheinandergeschreie geht jetzt noch eine Stunde so weiter, wechselt die Ebene, und wir sehen die Vorbereitungen zum Dreh. Und dann, als Finale, den chaotischen Dreh selbst, also den Dreh, mit dessen Resultat der Film beginnt. Was im Ergebnis dann eine punktuell sehr komische und durchgängig von Herzen kommende Liebeserklärung an den Genrefilm im Allgemeinen und an enthusiastische, vom Sparzwang und von eigenen Unvermögen gebeutelte Filmcrews im Besonderen ergibt.

Das Remake Final Cut of the Dead nimmt den Originalfilm mit in seine filmische Welt hinein. Der semi-erfolgreiche Regisseur Rémi (Romain Duris) bekommt den Auftrag, für ein französisches Streaming-Portal einen erfolgreichen japanischen Zombiefilm nachzudrehen. Als Livestream, zu allem Unglück. Die Produzentin der ganzen Misere wird von derselben Schauspielerin wie in One Cut of the Dead gespielt. Final Cut of the Dead lässt Witze über die angeblichen und tatsächlichen Unterschiede zwischen japanischem und französischen Filmverständnis immer mal wieder mitlaufen, aber das ist nicht die Hauptquelle des Humors.

Der Humor speist sich aus den Turbulenzen, die entstehen, wenn ein verunsicherter Regisseur, seine cholerische Ehefrau (gespielt von Michel Hazanavicius‘ Ehefrau Bérénice Bejo), ein narzisstisch mittelschwer gestörter Jungstar (Finnegan Oldfield), ein alkoholkranker Schauspieler (Grégory Gadebois) und ein paar weitere versprengte Gestalten versuchen, unter Aufsicht der Geldgeber eine live übertragene Plansequenz zu drehen. Mit allem was dazugehört: Durchfall, Kotze, Vater-Tochter-Konflikt.

Das ist alles sehr vergnüglich, und wer sein französisches Kino gerne geschmackvoll hat, kann den Fäkalhumor über die mittels Ton und Bild ununterbrochen ausgestellte Cleverness ausgleichen. Der Versuch, über die Vater-Tochter-Beziehung so etwas wie emotionale Tiefe herzustellen, ohne Ironie und Meta-Ironie, versandet dagegen eher. Das hatte das japanische Original dann auch, von zwei Momenten abgesehen, schön bleiben lassen und sich auf Slapstick und Geschrei konzentriert. Bei Michel Hazanavicius wiederum funktioniert der Erzählstrang mit dem schnöseligen Jungschauspieler besser, schon weil man so eine Figur einem französischen Schauspieler eher abnimmt als einem japanischen. Jahrelang eingeübten Klischees und Vorurteilen sei Dank.

 

Final Cut of the Dead
Frankreich 2022, Regie Michel Hazanavicius
Mit Romain Duris, Bérénice Bejo, Grégory Gadebois, Finnegan Oldfield
Laufzeit 110 Minuten